talk mit Frauke Boggasch (ELEND)

26.05.2015
20:00 Uhr — 23:00 Uhr
Frankfurterstr. 60

“Japan is an apocalyptic tragic paradise.”

Dieses Zitat von Takashi Murakami aus dem Jahr 2005 scheint den heutigen Zustand Japans aktueller denn je zu beschreiben. Nach Jahrzehnten des ungebremsten Wachstums kam es Ende der Achtziger Jahre mit der großen Wirtschaftskrise zu einer Zäsur – und davon scheint sich Japan bis heute einfach nicht mehr zu erholen – die Wirtschaft wächst trotz zahlreicher Programme nicht mehr weiter, man könnte von einem Stillstand auf sehr hohem materiellen Niveau sprechen.
Im Jahr 2005 beendete Takashi Murakami mit Little Boy seine Superflat Trilogie:
Das Projekt startete fünf Jahre zuvor mit der simplen Frage, was Kunst im gegenwärtigen Japan überhaupt sei. Und sechzig Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki verwendete er den euphemistischen Namen der ersten Atombombe „Little Boy“, um sein abschließendes Katalog-und Ausstellungsprojekt zu benennen: „Little Boy – The Arts of Japan’s Exploding Subculture“ – denn nach Murakami verkörpert Japan selbst bis heute jenen kleinen Jungen, der – wie die Bombe – nach einer eher unangenehmen Kindheit noch immer in einer infantilen Fantasiewelt lebt und nicht erwachsen werden will.

Frauke Boggasch konnte durch zahlreiche Aufenthalte in Tokyo einen guten Einblick in Kunst und Gesellschaft Japans bekommen. Besonders die Entwicklung des Tokyo Pop hat sie intensiv begleitet, v.a. die Theorie eines Infantilismus, der sozusagen als „Antidepressiva über der japanischen Gesellschaft schweben würde“.

Am 26. Mai wird uns Frauke Boggasch ihre bisherigen Untersuchungen zu „Japan/Tokyo Pop“ vorstellen, sie war Mitherausgeberin eines Readers zur Popkultur und hat unter dem Titel “Beobachtungen aus LaLaLand” einen Text zur Theorie des Japan Pop veröffentlicht. (In: ELEND – Zur Frage der Relevanz von Pop in Kunst, Leben und öffentlichen Badeanstalten, Hrsg. von Frauke Boggasch und Dominik Sittig, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2006)
Begleitend dazu werden eigene künstlerische Arbeiten gezeigt, die sich mit dem Thema des Infantilismus beschäftigen, so arbeite sie gegenwärtig zusammen mit Martin Sulzer an dem Filmprojekt rewriting personal history – der Film soll als Hybrid zwischen analoger Malerei und 3-D-Filmtechnik eine ähnliche Parallelwelt erschaffen, wie sie der Infantilismus als Form des Eskapismus im 21. Jahrhundert anbietet.

Doors: 20:00
Begin: 20:30
Eintritt frei