SESSION - LIEBE UND ARBEITE!

21.10.2016
13:00 Uhr — 18:00 Uhr
Frankfurterstr. 60

/// Mini-Tagung zu (Selbst-)Ausbeutung und kollektiven Konter-Strategien

„Engagement“, „Herzblut“, „Performance“ und „für den Job brennen“ sind nur einige Formulierungen, die Angestellte im Personalgespräch zu hören bekommen und Selbstständige von sich selbst abverlangen. Eine ganze Beschäftigungsart speist sich ausschließlich aus symbolischer Bezahlung; Praktikant*innen „lieben“ ihren Arbeitsplatz, ihr „Projekt“, ihre Erfahrungen und diese „Liebe“, ein eventuelles Versprechen zukünftiger Anstellung oder ein gutes Zeugnis sind ihre Vergütung. Dass diese Rhetorik sich in neoliberalen Zeiten ihren Weg durch alle Berufsfelder bahnt, ist nicht überraschend, aber ein Blick zurück ist aufschlussreich: Für Hausarbeit ist sie schon sehr lange das ausschlaggebende Argument gegen Bezahlung à la „Eine Frau liebt ihre Familie, die Hausarbeit liegt in ihrer Natur“. Feministische Kritik an dieser Logik wurde bereits in den 1970er Jahren laut. Dennoch werden nach wie vor Berufe in der Pflege- und Sozialarbeit, die Fürsorge und Liebe verlangen und zum größten Teil von Frauen bewerkstelligt werden, unterdurchschnittlich bezahlt. Eine andere Berufsgruppe, die mit dieser Rechtfertigungsstrategie vertraut ist, sind Künstler*innen und Kulturschaffende. Hier wird oft die Tätigkeit an sich als ausreichend befriedigend dargestellt und eine monetäre Bezahlung wird in vielen Fällen vernachlässigt.

Die Diskussionsrunde geht diesen Verwicklungen auf den Grund. In einem vorausgegangenen Workshop von Elena Strempek an der Kunsthochschule Kassel beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit dem Thema, reflektierten eigene Erfahrungen mit Arbeit und stellten Fragen wie: Wie arbeiten wir zusammen? Wie vermeiden wir (Selbst-)Ausbeutung? Die Prozesse aus dem 5-tägigen Workshop werden mit in die Diskussionsrunde genommen und so aus der Kunsthochschule in die Öffentlichkeit getragen. Bildungspolitische Fragen nach Bedingungen und kollektiven Perspektiven von Arbeit und Liebe bilden den Fokus des Workshops und der Diskussionsrunde bei TOKONOMA.

/// Die Diskussionsgäste

Nanne Buurman ist Kulturwissenschaftlerin und forscht über Fragen des Ausstellens und kuratorischen Autor*innenschaft. Sie spricht zum Thema „Ausstellen einstellen“.

Jasmin Dittmar ist Soziologin und hat einen Lehrauftrag an der Universität Kassel. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Individualisierung und wird einen Einblick zu soziologischen Perspektiven auf Liebe geben.

Hannah Cooke and Seraphine Meya geben einen Workshop mit dem Titel: „Caring Resistance“, über den sie schreiben: „Gesellschaftliche Veränderung fängt bei uns selbst an! Selbstliebe ist Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang mit anderen. Diesem Gesellschaftsentwurf wollen wir uns sowohl theoretisch als auch praktisch tanzend und handelnd annähern.“

/// Grober Ablaufplan

13:00 – 14:10
Vorstellen und Einführung

14:30 – 16:00
Workshop-Phase

16:15 – 17:45
Diskussionsrunde und Abschluss

/// /// /// EINTRITT FREI \\\ \\\ \\\